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Sie ist barfuß, aber nicht dadurch hebt sie sich ab von den Anderen. Ihre Haut ist schwarz und eine Eisenkette beschwert ihre Schritte. Der rostfarbene Umhang wirkt zur Hautfarbe geschmackvoll abgestimmt. Eine Kamera fixiert in geringem Abstand die Schwarze. Am Ärmelsaum des Fotographen steht „Benutti“ und derselbe Schriftzug findet sich auf der Kameratasche, die er neben sich stehen hat, wieder. Sekunden später gruppieren sich ein paar Kinder in bunten Gewändern um das Werbesubjekt. Auch diese Szene fängt der Kameramann mit dem surrenden Gerät ein. Dann verstaut er es in die Tasche und geht. Die Kinder laufen zu einem Eisstand, erhalten von einer Frau mit dicken Wurstfingern Waffeleis und stieben in alle Himmelsrichtungen davon. Die Schwarze verlässt den Platz, ihre Schritte sind langsam, man hatte vergessen ihr die Eisenkette abzunehmen. Schweiß perlt auf ihrer Stirn, samten schimmert sie in der Sonne. Etwa eineinhalb Meter hinter ihr geht ein Mann, den die Kamera nicht im Visier hatte. Seine Haut ist weiß und er hält das Ende der Eisenkette, was eindeutig darauf hinweist, dass sie absichtlich nicht abgenommen wurde. Niemand nimmt Anstoß daran. Vielmehr scheint es, als blickten alle auf ein gewohntes Bild, bis auf einen weißhaarigen, etwa achtzigjährigen Mann, der verblüfft stehen bleibt. Er fragt eine Passantin, wo denn das historische Theaterstück angekündigt worden sei, in seiner Tageszeitung gäbe es keinerlei Hinweise darauf. Außerdem wüsste er gerne, ob Abraham Lincoln in diesem Stück vorkäme, für den Schauspieler, der ihn verkörpere, würde er sich im Besonderen interessieren. „Ist ihnen aufgefallen, dass die Kostüme nicht übereinstimmen mit dem Zeitgeschehen? da ist dem Regisseur aber ein peinlicher Fehler unterlaufen“, konstatiert der Alte und blickt einer Passantin, nach Zustimmung und Anerkennung, für seine Scharfsinnigkeit heischend, direkt ins Gesicht. Die Angesprochene jedoch geht weiter, als habe sie ein Angetrunkener angepöbelt.

Es ist der 23. Juli 1999 und der Sklavenhandel blüht neben Mandelbäumen, die aus Japan importiert wurden, jetzt mit feinem Sprühregen aus Sprinkleranlagen besprüht werden und den Urlaubern ein exotisches Erlebnis vermitteln sollen, was angesichts der Wasser speienden Anlagen ad absurdum geführt wird. (………)