Eines meiner wichtigsten Anliegen ist es mich immer wieder ehrlich zu machen in meinem Glaubensleben (und damit in meiner Beziehung mit Gott).
Zu dieser Ehrlichkeit gehört es zuzugeben, dass mich manchmal Zweifel befallen.
Zweifel sind oft sogar notwendig, wenn es darum geht endgültige Klärung eines Sachverhaltes zu erlangen. Sie ermöglichen echte Auseinandersetzungen und verhindern, dass Dinge ungeprüft übernommen werden. So gesehen will ich dazu ermutigen Gehörtes, Gesehenes, Gepostetes anzuzweifeln, bis geklärt ist, was stimmt und was nicht. Mir fällt da das Beispiel eines Gottesmannes ein, den ernste Zweifel plagten, ob Jesus der verheißene Messias ist und er legte diese Zweifel offen dar. Es handelt sich um Johannes den Täufer. Er, der von Gott eingesetzt war, das Kommen des Messias vorzubereiten; er, der diesen Auftrag im Glauben angenommen und ausgeführt hat, ist nun im Gefängnis tief verunsichert und schickt zwei seiner Anhänger zu Jesus, um ihn zu fragen: „Bist du der, dessen Kommen vorausgesagt ist, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ (Lukas 7, 20 Übersetzung, Roland Werner, das Buch).
Daraufhin antwortet Jesus: „Geht wieder zu Johannes zurück und berichtet ihm, was ihr zu sehen und zu hören bekommt: Blinde können wieder sehen, Gelähmte wieder gehen (…). Glücklich zu nennen ist jeder, der nicht wegen mir zu Fall kommt!“
In der Elberfelder Übersetzung steht es so: „Und glückselig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt“. (Verse 22-23)
Jesus tadelt Johannes nicht, wegen dessen Zweifel. Er erlaubt Zweifel und räumt sie selbst aus.
Auch in meinem Leben hat Jesus stets meine Zweifel ernst genommen und sie ausgeräumt, wenn ich zur ehrlichen Auseinandersetzung bereit war (und meine Zweifel nicht als gültige Antwort entgegensetzte). Er tut das bei jedem, der seine Zweifel offen darlegt und zu einer aufrichtigen Auseinandersetzung bereit ist. Und ja, heute, wo Jesus nicht mehr physisch als Mensch auf dieser Erde ist, benötigen wir seinen Heiligen Geist. Dieser lässt sich gerne auch von jenen bitten, die ihn noch gar nicht persönlich kennen. Und auch von jenen, die seine Existenz infrage stellen (und bis zu einer endgültigen Klärung bereit sind, sich auf ihn einzulassen).
Der Heilige Geist ist ein echter Gentleman und wartet, bis er gebeten wird einzutreten. Und dann können Gespräche stattfinden, die man niemals für möglich gehalten hätte. Ich selbst bin da immer wieder echt baff.

Herzlichst, Brigitte Seidel