Ich lese, wie jedes Jahr an Karfreitag, die Bibelstellen die über Jesu Kreuzigung und Tod berichten. Wenn man etwas gewohnheitsmäßig tut, wird es manchmal zur Routine und es besteht die Möglichkeit, dass ein anfangs persönlicher Bezug verloren geht. Für Beziehungen hat es zur Folge, dass sie „versachlicht“ werden ohne emotionale Beteiligung – ein Grund, warum Beziehungen sterben können.
Meine Beziehung mit Gott ist mir so wichtig, dass es mein größtes Anliegen ist, dass sie niemals stirbt. Ich lasse die Tatsache, dass Jesus für mich den Kreuzestod gestorben ist – nicht nur jedes Jahr an Karfreitag, sondern täglich ganz nah an mich ran, bin dabei stets emotional beteiligt. Aber Karfreitag ist ein Tag, der mich auf besonders intensive Weise daran erinnert, was damals vor mehr als 2000 Jahren geschehen ist. Heute wird meine Aufmerksamkeit auf einen Sachverhalt gelenkt, den ich mit Ihnen unbedingt teilen will:
Da heißt es in Lukas 23,32: „Es wurden auch noch zwei Männer zusammen mit Jesus abgeführt, zwei Verbrecher, die ebenfalls am Kreuz hingerichtet werden sollten (Übersetzung nach Roland Werner, das Buch).
Ab Vers 39 heißt es weiter: Einer von den beiden Verbrechern (…)stieß Lästerungen gegen ihn aus und sagte: „Bist du nicht der Messias? Dann rette dich selbst und uns auch! Doch der andere wies ihn zurecht und sagte: „Hast du immer noch keine Ehrfurcht vor Gott? (…) Uns trifft dieses Urteil zu Recht, denn wir bekommen nur das heimgezahlt, was wir für unsere Straftaten verdienen, doch dieser Mann hat nichts Gesetzwidriges getan! Dann sagte er: „Jesus, denk an mich, wenn du deine Königsherrschaft antrittst!“ Da antwortete Jesus ihm: „Ich versichere dir: Noch heute wirst du zusammen mit mir im Paradies sein!“
Hier sind drei Menschen in derselben Situation: todgeweiht am Kreuz. Doch sie unterscheiden sich signifikant voneinander.
Da ist Gottes Sohn, der als Mensch ohne eigenes Verschulden stellvertretend für unsere Schuld hingerichtet wird. Neben ihm hängen zwei Verbrecher. Der eine lässt seinen Frust und seine Verzweiflung darüber, dass ihn die Strafe für seine Verfehlungen spätestens jetzt eingeholt hat, an Jesus aus. Er ist verbittert und zynisch.
Es ist eine sehr häufige Reaktion von Menschen, die sich in einer „ausweglosen Situation“ befinden. Daneben gibt es aber die entgegengesetzte Reaktion des anderen Verbrechers. Sie beginnt mit einer tiefen Selbsterkenntnis. Er weiß um seine Schuld und deren gerechte Strafe. Gleichzeitig erkennt er, dass dieser Jesus neben ihm die göttliche Macht besitzt seine Lage zu verändern. Diese Erkenntnis führt ihn dazu, dass er sein ganzes Vertrauen in diese göttliche Macht legt. Er begreift, dass es um Leben und Tod geht, etwas das über das irdische Leben und Sterben hinausreicht. Er begreift, wie konkret sich die Hoffnung erfüllen kann, wenn man sie aus diesem Sterben des menschgewordenen Sohnes Gottes bezieht. Und genau das war Gottes Intention. Dafür hat er „dieses ganze Spektakel, diesen Riesenskandal“ nicht nur geschehen lassen, sondern initiiert. Damit wir Menschen unsere Hoffnung dahinein setzen und darauf vertrauen, dass es uns Leben – ewiges Leben- bringt.
Mit der Auferstehung Jesu am dritten Tag an Ostern, hat Gott seinen Hilfeplan für uns Menschen bestätigt.
Es wird immer genau diese beiden Reaktionen darauf geben, wie diese beiden Verbrecher zeigten. Die einen werden zynisch, bitter oder ignorant darauf reagieren. Die anderen antworten in tiefer Selbsterkenntnis und im Vertrauen darauf, dass Jesus für sie gestorben und von den Toten auferstanden ist.

Ich wünsche Ihnen von Herzen frohe Ostern.