Heute ist Israelsonntag, gemäß des evangelischen Kirchenjahrs. Wer meine bisherigen Blogeinträge kennt, der weiß, dass mein Herz für Israel (als Gottes auserwähltes Volk) schlägt und ich mich als „eingepfropftes Teil“ dieses Volkes durch Gottes Gnade begreife.
Und heute will ich meinen Text, der bereits 1/2004 in einer Literaturzeitschrift (Ort der Augen, Dr. Ziethen Verlag) publiziert wurde, hier wiedergeben, um meine Liebe zu bekräftigen:
Unter den Toren Jerusalems saß ich Abend für Abend
Die Tochter Zions geht vorüber
Ihre Schönheit verhüllt in bunten Gewändern
Ihre Lieder waren mein Abendgebet
Ihre Tränen mein Nachtmahl
Bleib stehen, du Liebliche
Sieh doch
Erkenne deine Schwester
Du sprichst:
Da ist kein andres Kind meiner Mutter
Die Kelter habe ich getreten für dich
Deiner Stimme lauschte ich
Inmitten der Treibjagd
Ihr Zorn wuchs ins Unermessliche
Ich aber liebe dein Gesicht
Mit ihrem Zorn wuchs meine Liebe zu dir
Den Becher Benjamins hielt ich versteckt
Um deine Liebe wollte ich ihn eintauschen
Die Wachen haben mich entdeckt
Sie suchen auch dich
Dein Haar glänzt wie ein Olivenhain
Nachtbläue hat sich darübergelegt
Wenn du jetzt an mir vorübereilst
Wer wird dich trösten?
Deine Klagelieder sind mir vertraut
An der Mauer stehe ich mit dir
Doch du siehst mich nicht
Da ist kein andres Kind meiner Mutter, sprichst du
Das Band der Nachtbläue erreicht mein Haar
Es führt uns in Gefangenschaft
Daselbst wirst du mich erkennen.
Liebe Brigitte, das ist unglaublich poetisch. Eine Mischung aus Hohem Lied, Psalmen und Propheten. Ist es Jesus, der im Tor sitzt? Danke und herzlich, Sr. Anni
Liebe Sr. Anni,
vielen Dank für deinen freundlichen Kommentar. Da Poesie viel Raum für Interpretationen zulässt, besteht auch immer die Möglichkeit von Interpretationen, die der Schreiber, die Schreiberin nicht gemeint hat. In meinem Fall ist das nicht Jesus, denn er sieht mich ja (wie er auch sein Volk, die Israeliten, sieht und voll Sehnsucht darauf wartet, dass es IHN sieht). Die Tochter Zions ist ein Bild für dieses Volk, das „unter den Toren Jerusalems sitzt“ (aber auch noch in der Welt verstreut lebt).
Mein Herz brennt so sehr für dieses Volk. Herzlichst, deine Brigitte