So lautete der Titel von Annette Behnken für „das Wort zum Sonntag“, welches ich gestern nach den Tagesthemen in der ARD verfolgte (was ich für gewöhnlich zu so später Stunde nicht mache, und ich gebe zu, dass mir dadurch bisher etliche gute Worte entgangen sind).
Der gestrige Beitrag erhielt meine Aufmerksamkeit deshalb, weil ich in den vergangenen Tagen ähnliche Gedanken bewegte, wie die Autorin in dieser Sendung. Sie beginnt ihre Ausführungen mit der Feststellung, dass wir eine Menge „Bescheidwisser“ und „Schnellantworter“ unter uns haben. „Vor allem im Netz gibt es viel schnellgeschossenes Bescheid wissen“, so die Autorin. Sie konstatiert, dass „wirklich Bescheid wissen, so schwer geworden ist (…). Weil viel zu viel Wissen in der Welt ist (…), schwer es zu verarbeiten und zu sortieren in falsch, richtig, nützlich (…).“
Dann fügt sie einen Satz an, den ich genau so wohltuend empfinde wie sie, wenn sie betont:
„Und darum so erleichternd, wenn in diesem ganzen Wissensdickicht einer einfach mal einen Pflock einschlägt und sagt, so hier lang ist richtig.“
In ihren folgenden Aussagen bezieht sie sich auf die Nobelpreisträger, die in diesen Wochen bekannt gegeben wurden mit dem Hinweis darauf, dass diese für sie „in all dem Wissenschaos Orientierungsmarker, Leuchttürme sind, die einen Teil unserer Wirklichkeit ausleuchten (…) nicht mit schnell eingehauenen Pflöcken, sondern hart erarbeitetem Wissen, oft jahrzehntelang experimentiert, erforscht, gescheitert und nochmal von vorne angefangen.“
Als sie dann Sokrates zitiert erklärt sie anschließend, dass es bei seiner Aussage „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ darum geht, dass es noch ganz andere Dinge gibt zwischen Himmel und Erde, viel zu groß für unseren kleinen Verstand“. Ihre Ausführung dazu mündet in ein Zitat von Nikolaus von Kues: „Je tiefer wir in der Unwissenheit belehrt werden, desto mehr werden wir uns der Wahrheit selbst nähern.“
Sie spricht weiter davon, dass unser Nichtwissen eine Ressource ist, die wir brauchen, „um fragend auszuleuchten, was ist, um wirkliche Orientierung zu finden, hier zwischen Himmel und Erde, für diesen Moment und weiterfragen und noch weiter, noch tiefer, denn wissen Sie, man kann ja nie wissen“, so schließt sie ihren Beitrag ab. Doch an dieser Stelle verharrt sie, aus meiner Sicht, an einem Punkt, den die Bibel so nicht vorgesehen hat. Was wäre das auch für ein Gott, der so viel investiert hat, um am Ende uns doch mit der Mutmaßung „man kann ja nie wissen“ allein zu lassen. Vielmehr hat er etliche Personen (allen voran Jesus) gesandt, seine Hoffnung stiftende Botschaft der Welt (zuallererst seinem Volk, den Juden) kundzutun. Und sie schließlich für uns begreifbar als Gewissheit (hier steckt das Wort „Wissen“ drin) vermittelt durch seinen Heiligen Geist, der jedem zugänglich ist, der dies aufrichtig anstrebt. Und dann wird dieses fragende Ausleuchten, nach dem, was ist, zu einem Wissen, auf das wir uns stützen, berufen und ja, zu einem Wissen, das wir behaupten dürfen. Wir nehmen erleichtert wahr, dass Gott in diesem ganzen Wissensdickicht einfach mal einen Pflock eingeschlagen hat und sagt, so hier lang ist richtig. ER ist der wirkliche „Bescheidwisser“.

Herzlichst, Ihre Brigitte Seidel