Die umstrittenste Erzählung dieses Anfangs steht in der Bibel. Darin beginnt die Geschichte der Welt als ein Schöpfungsakt Gottes, und sie beschreibt, wie es dazu kam, dass sie so verwundbar wurde und dieser sukzessiven Zerstörung (und dem Tod) ausgesetzt wurde, wie wir sie (und uns selbst) erleben, bzw. wir uns dessen bewusst sind.

Für die einen ist es einfach ein Märchen, für die anderen eine Tatsache, die das Leben auf dieser Erde mitbestimmt. Schauen wir uns diese Erzählung mal genauer an. Da heißt es in 1.Mose 2, 15-17: „Gott, der Herr, setzte den Menschen in den Garten von Eden (Anmerkung: in das Paradies). Er gab ihm die Aufgabe, den Garten zu bearbeiten und zu schützen. Dann schärfte er ihm ein: „Von allen Bäumen im Garten darfst du essen, nur nicht von dem Baum, der dich Gut und Böse erkennen lässt. Sobald du davon isst, musst du sterben!“ (Übersetzung aus: „Hoffnung für alle“)

Meine Anmerkung dazu: Diese Anweisung erhielt Adam direkt von Gott, noch bevor Eva, die Frau erschaffen wurde. Das scheint mir wichtig, denn die Schlange (das, der Böse schlechthin, bediente sich deren Gestalt) wendete sich sehr clever, beim Versuch der Verführung, an die Frau und fragte diese: „Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum die Früchte essen dürft?“ 1.Mose 3,1

Unsicherheit lässt sich sehr leicht durch Fragen schüren. Eva lässt sich auf das Gespräch ein, antwortet mit dem Wissen, das sie von Adam übermittelt bekam; und jetzt setzt die Schlange ihre Trumpfkarte ein, mit der sie selbst vormals zu Fall kam (die Bibel spricht davon, dass der Teufel ein gefallener Engel ist). Sie antwortet Eva auf deren Darlegung des von Adam übermittelten Sachverhalts wie folgt: „Unsinn! Ihr werdet nicht sterben, aber Gott weiß: Wenn ihr davon esst, werdet ihr sein wie Gott und wissen, was Gut und Böse ist.“ 1.Mose 3,4

Die Verführung gelang. In Vers 6 heißt es im letzten Satz: „Sie pflückte eine Frucht, biss hinein und reichte sie ihrem Mann, und auch er aß davon. Verführung und Fall wurden damit vollendet. Die Folge: Der Mensch konnte zwar seitdem beurteilen, was Gut und Böse ist, aber er war nicht mehr in der Lage das Gute zu leben und zu bewahren, zu groß war der Einfluss des Bösen.

Auch wir wissen heute (im Kern) was Gut und Böse ist, aber wir können uns des Bösen nicht mehr entziehen (zumindest nicht aus eigener Kraft). Nicht mehr, was uns selbst und unser Streben nach Glück – im eigentlichen Sinne meint es die ursprüngliche Vertrautheit mit Gott- betrifft. Die damalige Verblendung liegt u.a. darin, dass diese Sehnsucht nach der ursprünglichen Vertrautheit ersetzt wird durch das falsche Streben (der Gier) nach Macht, Sex, Geld, Schönheit, ewige Jugend, Unsterblichkeit.

Ebenso sind wir nicht mehr in der Lage uns des Bösen von außen durch andere zu entziehen (z.B. in Form von Hetze, Verleumdung, Mobbing, Gewalt). Wir sind diesen Mächten unterworfen, ob wir wollen oder nicht. Der Grund dafür liegt in diesem eben genannten Sachverhalt, mit der Folge der Vertreibung aus dem Paradies. Eine Rückkehr durch uns selbst ist nicht möglich. Es ist verschlossen. Die Tatsache, dass wir Menschen es selbst „aufbrechen“ wollen, mit den falschen Mitteln der Gier, ändert daran nichts. Nur Gott selbst kann es wieder öffnen. Er allein hat den Schlüssel. Unsere einzige Chance ist die Hinwendung zu ihm, mit der Bitte, dass er uns das Tor wieder öffnet. Das tut er dann auch, denn es gibt eine zweite Erzählung, in der Gott seine Lösung des Problems angeboten hat: Er selbst wurde Mensch und kam als kleines Kind zur (in die zerstörte) Welt. Die Bibel spricht davon, dass die Sünde durch Adam (denn er hatte die Verantwortung für die Einhaltung der Anweisung Gottes damals im Paradies, was nicht heißt, dass Eva sich freisprechen könnte) in die Welt kam. In Römer 5,18 heißt es: „Durch die Sünde eines Menschen – Adam- sind alle Menschen in Tod und Verderben geraten. Aber durch die Erlösungstat eines Menschen – Christus- haben alle die Chance zu einem Leben mit Gott.“

Der heutige 1. Advent bietet eine wunderbare Gelegenheit dafür, sich diese Geschichte der einstigen Trennung von Gott und seiner Lösung zur Wiedervereinigung mit ihm bewusst zu machen. Es ist die großartigste Nachricht, die ich kenne. Ich muss nichts erst „stemmen“ mit dem Mittel „Brecheisen“ in Form von Leistung, guten Werken etc., um das Paradies (auf Hoffnung hin) zurück zu erobern. Ich darf Gottes Geschenk seiner Gnade annehmen und mich freuen, dass mir das Tor zum Paradies wieder offensteht und Jesus mich dahin zurückführt, wenn er wiederkommt. Das ist die zentrale Botschaft von Advent.

Herzlichst, Ihre Brigitte Seidel