Im Mai vor einigen Jahren stand ich im „Gethsemane“ in Jerusalem. Ich stand in dem Garten, in dem Jesus einst mit seiner Angst rang. Es war die Angst vor dem, was ihm bevorstehen sollte. Vor meinem inneren Auge lief dieser Film ab: Jesus, der geschundene, blutende und am Kreuz sterbende Mensch. Aber dann gab es dieses große göttliche Finale: Jesus ist vom Tod auferstanden und zeigte sich seinen Jüngern. Das Erste, was er zu ihnen sagte, war: „Friede sei mit euch!“, (nachzulesen in Johannes, Kapitel 20 Vers 19).
Ich sehe die Jünger förmlich aufatmen.
Frieden, danach sehne auch ich mich heute so sehr. Die Bilder aus den Nachrichten über politische, wirtschaftliche und militärische Konflikte bestimmen meinen Alltag mit. Sie bereiten mir Sorgen.
Das Erdbeben am 6. Februar in der Türkei und in Syrien erschüttert mich bis heute.
Beim Nachlesen im Kapitel 20 des Johannesevangeliums spüre ich, dass die Worte von Jesus an mich persönlich gerichtet sind und ich atme auch auf. Ich weiß, er meint damit nicht den Frieden, der frei ist von den eben genannten Krisen und Katastrophen. Es geht ihm um Frieden, den nur Gott selbst geben kann, gerade in unserer unruhigen Zeit. Ich nehme diesen Frieden dankbar an. Er hilft mir, die beunruhigenden Bilder besser auszuhalten. Übrigens kam Jesus auch in einer Zeit voller Unruhen zur Welt. Er predigte das Evangelium von Gottes Reich, das mit ihm selbst gekommen ist. Diese Wahrheit bezeugte er mit etlichen Wundern. Diese Wahrheit kostete ihm das Leben. Aber am Ende triumphierte er in der Auferstehung. Das ist der Kern der Osterbotschaft. Er lebt und verspricht, dass wir mit ihm (ewig) leben.
Dieses Versprechen gab er seinen Jüngern bereits vor seinem Tod, (nachzulesen in Johannes 14, 19). Weil wir dieser Wahrheit Glauben schenken und darauf vertrauen, dass sie auch uns Menschen des 21. Jahrhunderts gilt; weil Gott seine Friedensbotschaft für uns in der Auferstehung seines Sohnes festgemacht und bestätigt hat, darum feiern wir das heute noch. Deshalb ist Ostern für uns heute (existentiell) wichtig. Ostern hat also klaren Gegenwartsbezug.
Ich wünsche Ihnen von Herzen frohe Ostern.
Ihre Brigitte Seidel
Anmerkung: Dieser Eintrag ist eine Abschrift des Textes, den ich im Auftrag der Evangelischen Kirche schrieb. Er wurde in einem Gemeindebrief abgedruckt.
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