So kommentierte der Berichterstatter in den Nachrichten die bisher höchste Zahl an Kirchenaustritten 2022.
Insgesamt seien es 600 000, laut einem aktuellen Bericht im ZDF vom 28.06.2023 im Heute Journal. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte der Deutschen Presseagentur: „Die katholische Kirche stirbt einen quälenden Tod vor den Augen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit.“
Gründe für die explodierenden Austrittszahlen sieht man im Zusammenhang des Gutachtens zum Missbrauch im Erzbistum München und Freising im Januar, der Diskussion um eine Mitschuld des inzwischen verstorbenen Papstes Benedikt XVI. Auch die Schlagzeilen im vergangenen Jahr bezüglich der Lügen-Vorwürfe gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, bei dem es erst am Dienstag eine Razzia gegeben hatte, sowie Rechtsstreitigkeiten um Schmerzensgeld für Missbrauchsopfer in Köln und Traunstein wurden angeführt. Und der Reformstau innerhalb der Kirche soll mitverantwortlich sein.
Schüller resümiert „(…) Der Austrittstsunamie ist (…) nicht nur ein innerkirchliches Problem, er wird Deutschland auf lange Sicht substanziell verändern.“ Quelle: EPD, KNA, dpa
Ich persönlich bin nicht so der „Zeigefingertyp“ und doch habe ich meine ganz eigene Sicht auf diese Entwicklungen. Für mich sind die dargestellten Sachverhalte nur ein Ergebnis aus einer Entwicklung, die schon früh nach der Gründung der Urgemeinde des Christentums eingesetzt hatte, nämlich: Es wurden die Machtverhältnisse verschoben von jenen, die Gott in Liebe und Hingabe dienen sollten, von Klerikern, die nicht mehr Gottes Herrschaft alleine anerkennen wollten, sondern selbst herrschen wollten. Sie entschieden, was richtig und falsch ist. Es war sicher ein schleichender Prozess aber er ging so weit, dass dem „unmündigen Volk“ aus Sicht dieser Kleriker, verboten wurde die Bibel zu lesen. In dieser Machtaneignung wurden sie blind für die Dinge, die gar nichts mehr mit Gott zu tun hatten.
Jesus wusste, dass es so kommen würde und hatte bereits warnende und strafende Worte ausgesprochen, etwa wenn er sagte; „Nicht, wer mich dauernd ‚ Herr‘ nennt, wird in Gottes Reich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. Am Tag des Gerichts werden zwar viele sagen: Aber Herr, wir haben doch deine Wahrheiten gepredigt! (…), aber ich werde antworten: „Ihr habt nie wirklich zu mir gehört. Was ihr getan habt, das habt ihr ohne mich getan. Geht mir aus den Augen.“ Matthäus 7, 21-23 nach der Übersetzung Hoffnung für alle
Mein Resümee: Die Kirche kann noch so viele Anstrengungen für mögliche Reformen unternehmen; sie werden stets zu einem Ergebnis führen, das die ursprüngliche Intention, die Gott für eine tragfähige Kirche hatte, verlässt, denn: Reue und Buße (das sind alte unpopuläre Begriffe, ich weiß) müssen die Triebfedern werden für eine Neuausrichtung auf Gott, weg von allen eigenen Rechtfertigungs- und Verdrängungsversuchen. Nur so kann echte Erneuerung beginnen, kann Glaube entstehen, der Menschen auf der Suche nach Gott weiterhilft.
Herzlichst, Ihre Brigitte Seidel
Liebe Brigitte,
das ist ja ein besonderes Zitat, dass die Gesellschaft beim langsamen Tod der Kirche zuschauen muss. Das hat etwas. Und dieser Tod ist meiner Meinung nach, auch den unflexiblen Strukturen zuzuschreiben. Nicht, dass Frauen oder Familienväter bessere Menschen wären, aber es würde die Katholische Kirche wohl etwas verändern und nicht nur zum Negativen.
Ob der Zwang zum Zölibat aus Missgunst und Neid der Vorgänger nicht aufgehoben werden kann???
Kyrie Eleison!