Wir teilen die Welt, die Menschen und Dinge ein in gut, schlecht, böse, wichtig, unwichtig, wertvoll, wertlos, Freund, Feind etc. Das haben wir von Kind auf durch Erziehung und Erfahrungen gelernt. Daraus bilden wir Muster, nach denen wir alles beurteilen und bewerten. Wir setzten unsere Maßstäbe (auch wenn etliche übernommen sind). Maßstäbe sind unsere verlässlichen Helfer und legitimieren, wenn wir zum Beispiel das Denken und Handeln eines anderen als „schlecht“ bewerten und ggfls. bestrafen, wenn wir dazu ermächtigt sind. In unserer Gesellschaft gibt es dazu Hierarchien. Zum Beispiel, Eltern, Erzieherinnen und Erzieher bewerten das Verhalten von Kindern und handeln entsprechend.

Die Maßstäbe können sich allerdings verändern wie zum Beispiel in der antiautoritären Erziehung -was zu großer Verunsicherung von Kindern geführt hatte-.

Natürlich ist uns allen klar, dass eine funktionierende Gesellschaft Regeln und Gesetze braucht, damit kein anarchisches Chaos ausbricht. Das Problem: Machthaber sind in der Lage eigene Regeln und Gesetze (oft getarnt in „geschichtlich fundierten und interpretierten“ Gesetzen) zu schaffen; was sie meist mit militärischer Gewalt durchsetzen.

Gott -ich weiß, dass viele gar nicht an ihn glauben; und etliche, die an ihn glauben, tun es mit einem falschen Gottesbild- hat (inklusive der 10 Gebote) völlig andere Maßstäbe. Und das kam so:

ER hatte den Menschen geschaffen zu seinem Ebenbild und liebt ihn ganz grundsätzlich.

Diese Ebenbildlichkeit hat der Mensch auf Betreiben eines Dritten, der unmenschlich, im wahrsten Sinn des Wortes, war und agierte, zerstört.

Nun, da Gott um die Unfähigkeit des Menschen zur Einhaltung aller Gebote wusste, kümmerte er sich selbst um die Lösung des Problems der Zerstörung. Er sandte seinen Sohn in Menschengestalt. Lassen Sie mich ein kleines Beispiel anführen, das Ihnen helfen kann zu verstehen, warum Gott in Menschengestalt zur Problemlösung überging:

Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem Ameisenhaufen. Für die Ameisen sind Sie vielleicht nur ein Schatten (je nach Sonnenstand), wenn diese Sie überhaupt wahrnehmen. Die Ameisen können nicht mit Ihnen in einen Kontakt treten, mittels dessen sie Sie verstehen würden. Sie müssten sich schon in eine Ameise verwandeln und mit ihnen in deren Staatengemeinschaft leben.

Genau das hat Gott für uns Menschen so gemacht. Er wurde in Menschengestalt „Teil unserer Staatengemeinschaft“. Er benutzte dieses Menschsein, um uns seine göttliche Liebe transparent zu machen. Mir fällt gerade ein Buchtitel ein, der mir wegen seines Sprachspiels so sehr gefiel, nämlich: „Der heruntergekommene Gott“. An dieser Stelle betone ich nun einen Aspekt, der mir heute beim Lesen der Bibel so wichtig wurde: Gott „will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle, als sein Zeugnis zur rechten Zeit.“

(Nachzulesen in 1. Timotheus 2, 4-6/Lutherbibel 2017)

Da gibt es nicht die Kategorie „nur Menschen, die immer Gutes tun“ – es gibt sie ja auch gar nicht -.

Oder, „nur Menschen, die nicht mehr die Erde ausbeuten – wo sollte man diese auch suchen? -.

Oder, nur Menschen, die keine Gewalt ausüben – manipulieren, schlecht über andere reden, auf andere spöttisch herabsehen sind auch Formen von Gewalt – .

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

NEIN, Gott will, dass ALLE zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, denn er liebt ALLE ohne Ausnahme. Darin ist er mir ein großes Vorbild, wenn ich wieder mal Gefahr laufe zu kategorisieren.

Damit es zu keinen möglichen Missverständnissen hinsichtlich meiner Ausführungen kommt (z.B. könnte jemand jetzt sagen, super, ich kann so weitermachen wie bisher, denn Gott liebt mich ja), möchte ich betonen, dass es auch einen Part dabei für uns zu tun gibt: Wir müssen  der Tatsache, dass wir sündige Menschen sind, ins Auge sehen und Gottes Vergebung (seine Lösung des Problems in Jesus) annehmen. Das führt zur Erkenntnis der Wahrheit. Dieser Absolutheitsanspruch erregte schon damals zur Zeit Jesu die Gemüter. Die Frage ist, wollen wir das Geschenk, dass Gott heruntergekommen ist, um uns die Wahrheit zu übermitteln, annehmen oder nicht.

Herzlichst, Ihre Brigitte Seidel